03.05.: Shwe Dagon Pagode

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Woooow…. Was für ein riesen Ding. Diese Pagode ist ein riesiges Areal, an deren 4 Windrichtungseingängen jeweils zwei 8m hohe Bewachungseingangslöwentiere stehen. Für Locals ist der Eintritt frei, für Touristen kostet es 5,80 €. Das finde ich eigentlich ganz gut. Die Buddhisten hier aus dem Land können umsonst in das wohl größte Heiligtum des Landes pilgern und Besucher und Angucker (wie wir) unterstützen die Instandhaltung. Nachdem wir unseren Kulturbeitrag gezahlt hatten, ging es mit Rolltreppen (jawohl, Rolltreppen) zur höchstgelegenen Pagodenterrasse. Hier kann man leider nicht ohne Sonnenbrille rumlaufen, da man aufgrund der ganzen Goldreflektion selbst morgens um 9.00 zu schnell erleuchtet wird und das will ja nun auch keiner. Jedenfalls noch nicht mit 30.


Die Shwe Dagon Pagode besteht aus mehreren hundert Stupas und Buddha-Figuren oder Buddha-Abbildungen. In der Mitte steht die monströse Hauptstupa, das Herzstück der Pagode.  Ca. 4 Tonnen Gold schmücken dieses 100m hohe Gebilde. An der Spitze in dem mehrstöckigem Umbrella sind mehrere zehntausend gespendete Finger- oder Ohrringe, Handreifen, Ketten. Alle aus Gold und/oder mit wertvollen Steinen besetzt. Darüber ist ein „kleines“ Wetterfähnchen (130 cm lang, 76 cm hoch und 419 kg schwer). Ebenfalls über und über mit Glitzerdingern besetzt.  Darüber, auf dem Foto kaum noch erkennbar, ist eine kleine Kugel (56 cm hoch, 27cm im Durchmesser, mit mehr als 4300 Diamanten besetzt und insgesamt 1800 Karat schwer). Wiederum darüber ist der Apex-Diamant im Wert von 76 Karat. Liebe Ehering-mit-Diamant-Trager: Ist das viel? Ich glaube ja, aber ich habe keine Ahnung. Allein das Ding von der Spitze runter zu holen würde unser Reisebudget sprengen, glaube ich.

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Diese Pagode wurde – einer wahren Geschichte nach – auf 8 Haaren von Gautama Buddha erbaut. Anne meinte, dafür hätte man auch ein kleineres Tempelchen bauen können und sich nicht so zu verausgaben müssen. Diese Pagode steht dort angeblich schon seit 588 vor Christus und wurde seitdem immer in Stand gehalten und weiter ausgebaut, erhöht, verschönert, vergoldet und erweitert. Mehrere Könige haben noch weitere Reliquien von den erleuchteten Inkarnationen von Buddhisatwa zusammengetragen und so sind dort nun Beweise der vier bisherigen Buddhas vereint.

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Zu sehen gab‘s dort außerdem noch einen Comic-Bild-Pfad zum Thema Entstehung und Werdegang des Buddhismus. Den haben wir gespannt gelesen und ich musste dabei feststellen, dass sich dort doch so einiges mit dem Christentum deckt.

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Meine Gedanken:
Buddhisatwa ist der Ober-super-Gott-Buddha, der in seinen 10.000 Himmeln mit den Brahmanen und Engeln wohnt. Die beschließen, dass er mal wieder eine Inkarnation auf die Erde schicken soll, also befruchtet er kurzerhand als kleiner weißer Elefant getarnt eine Königin, die ihm sich selbst als Sohn gebirt. Erstmal hat das Baby Superkräfte, kann gleich nach der Geburt laufen und fliegen und alle sind beeindruckt. Dann wächst er als normaler Mensch auf und macht die Erkenntniss, wie das Leben funktioniert. Alter, Armut, Tod und Krankheit werden thematisiert. Daraufhin verlässt er sein bisheriges Leben und wird Mönch. Er versucht verschiedenste Meditationsarten, um den  Superstatus zu erlangen. Gelingt ihm auch. Er wird eleuchtet. Danach kommt eine unglaublich lange Zeit, in der er bei verschiedensten Menschen Buddhismusaquise betreibt. Irgendwie zweifeln ständig Leute an ihm und am Ende finden sie ihn auch super und verehren ihn. Zwischendurch wird er von einem bösen Engel in Versuchung geführt, kann diesen aber besiegen.
Der Gautama Buddha hat übrigens Superkräfte. Er kann über Wasser laufen, Feuer entzünden und es wieder löschen, fliegen und das Animalische zähmen (verkörpert durch den König der Nagaschlangen aus dem Hinduismus).
Am Ende hat er das Leben wegmeditiert und ist quasi unsterblich geworden.
All das meine ich auch in der Bibel mal irgendwo gelesen oder gehört zu haben. Diese göttliche Befruchtung. Erkenntnisse über das Leben. Sieg über das Dämonische, Teuflische. Über Wasser laufen. Anhängeraquise durch Wundertaten. Die Schlange als bekämpfenswertes aber dann doch als lebensakzeptierendes Symbol.

  • Irgendwer hat behauptet, dass Gautama Buddha (*etwa 550 v. Chr.) gesagt hat, dass ca. 500 Jahre nach ihm ein neuer Buddha kommen wird. http://www.theologe.de/christus_und_buddha.htm
  • Was ist in den Jahren zwischen der Bar Mitswa und Bergpredigt mit Jesus passiert? Wohin ist er untergetaucht?
  • Was ist in diesen 40 Jahren passiert, als Jesus in der Wüste war und gegen das Böse gewonnen hat?
  • Irgendwer hat behauptet, dass Jesus beim ersten buddhisten Konzil 80 n. Chr. anwesend war. Nach seinem Tod/Auferstehung?

Zufall oder nicht?

Beim Buddhismus geht um die innere Zufriedenheit, die man über Meditation erreicht. Und um gutes Karma, was man dadurch erreicht, dass man Gutes tut, sich gegenseitig hilft und andere Lebewesen respektiert. Alles, damit man irgendwann den ewigen Reinkarnationskreislauf unterbrechen kann, zumindest aber als Mensch wiedergeboren zu werden.
Im Christentum ist Jesus für uns gestorben, um den Menschen eine neue Lebensperspektive zu schaffen. Er ist dadurch in einem jeden von uns und bildet die Brücke zu Gott, der damit auch in uns allen ist. Dann diese Nächstenliebe.

Der größte Unterschied, so hat uns mal ein gläubiger Buddhist erzählt, ist, dass es im Buddhismus wohl keine Vergebung der Sünden gäbe. Jeder ist hier für sich selbst verantwortlich. Aber hier ein kleines Zitat aus dem Buch „Tage in Burma“ von George Orwell („Burmese Days“, erschienen 1935 in London):

<<Nach buddhistischem Glauben würden diejenigen, die im Leben Böses getan haben, als Ratte, Frosch oder sonst ein niederes Tier wieder verkörpert. U Po Kyin war ein guter Buddhist und gedachte sich gegen diese Gefahren abzusichern.Er würde seine letzten Jahre auf gute Werke verwenden, die ihm eine Menge Karma einbringen würden und sein ganzes übriges Leben aufwogen. Diese Werke würden wahrscheinlich aus Errichtung von Pagoden bestehen. Vier Pagoden, fünf, sechs, sieben – die Priester würden ihm sagen, wie viele, […]. Und er würde als Mensch wieder auf die Erde kommen, […]>>

Wie war das noch mit dem Ablasshandel der christlichen Kirche?

Mag sein, dass ich eine Menge übersehen habe.
Mag sein, dass es ganz gravierende Unterschiede gibt.
Mag sein, dass ich den Buddhismus und das Christentum auch missinterpretiere.
Aber so, wie ich bis jetzt beides verstanden habe, gibt es doch erhebliche Parallelen.
Spannend und schön zu sehen, dass die ganze Welt irgendwie zusammen hängt und dass alles einfach nur Menschen sind. Menschen, die sich vielleicht gegenseitig inspirieren, ihre Lebens-, Daseins- und Weltvorstellung zu verbildlichen und Unerklärbares begreifbarer zu machen.

Den ganzen Tag über war es angenehm menschenleer, so dass wir viel Zeit und Raum hatten uns alles in Ruhe anzusehen. Viele der Besucher/Buddhisten verbringen scheinbar den ganzen Tag, mindestens jedoch einen längeren Zeitraum auf einer solchen anbetungswürdigen Stätte. Überall essende und schlafende Menschen. Für alle hier scheinbar ein Ort des Wohlfühlens und des Seins. Weniger aber ein Ort des intensiven Betens.
Wie schön. Wir haben uns kurzerhand dazugelegt und auch einen Mittagsschlaf gemacht.

 

Kurz vor Sonnenuntergang wurde es dann doch sehr touristenvoll auf der Pagode, sodass wir wieder auf unsere Terrasse geflüchtet sind, um uns die Pagode aus der Ferne noch mal anzusehen.